Heute ist der letzte richtige DSA-Tag gewesen. Wir haben die letzten Kurseinheiten, das letzte mal gemeinsam essen, das letzte mal die Nacht durchmachen, das letzte mal DSA-Gemeinschaft.
Erwähnenswert: Makis und ich haben diesmal eine ganze Kanne Kaffee plus Hafermilch mit ins Plenum genommen - eine Idee, auf die wir am liebsten schon vor 10 Tagen gekommen wären.
Im Vormittag haben wir Kurs und halten eine gemeinsame Abschlusspräsentation. Thema war, eine gemeinsame Diskussion zum „climate gate“, einem Skandal, bei dem Wissenschaftlern vorgewurfen wurde, sie hätten Beweise für die Existenz des Klimawandels gefälscht, an hand der Objektivitätsphilosophen, die wir im Kurs kennengelernt haben, zu führen. Tatsächlich war das noch mal recht anspruchsvoll - vor allem, weil sich so langsam der extreme Schlafmangel bemerkt gemacht hat und wir alle noch 10 weitere Sachen außerhalb des Kurses bis zur Abfahrt zu erledigen hatten. Ich sollte die Philosophin Sandra Harding vertreten, was für mich auch ohne Vorbereitung möglich war, weil ich meine Dokumentation über sie geschrieben habe und entsprechend vertraut mit ihrer philosophischen Position war. Die Organisation dieser Präsentation haben andere aus meinem Kurs übernommen und das auch wirklich wirklich gut gemacht. Respekt.
Im Nachmittag war diesmal nach dem Mittagessen keine KüA-Schiene, sondern es ging ans Aufräumen. Jeder Kurs sollte einen Teil des Geländes aufräumen. Mein Kurs war mit der Schule dran, was besonders aufwendig sein sollte, weil sehr sehr viel dreckig und unordentlich geworden ist in der Schule. War aber okay, vor allem, weil ich mich nach einer Stunde verabschiedet habe aus dem Kurs mit der Begründung, ich müsse noch viel vorbereiten für den bunten Abend und die Party. Eigentlich habe ich mich dann für eine halbe Stunde hingelegt. Anschließend habe ich dann aber tatsächlich weiter geplant für die kommenden Events. Meine Co-Chayas und Nick haben dabei mitgeholfen und auch den letzten Rest der Energie, die sie noch hatten, in die Planungen gesteckt. Wir haben also aufgebaut, vorbereitet und alles gemacht, was wir noch machen konnten.
Absolut im Stress haben meine liebe Makis und ich schnell noch Abend gegessen und sind dann losgegangen, um uns umzuziehen und rechtzeitig den bunten Abend einzuleiten. Das hat dann auch mehr oder weniger alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.
Zum Ablauf des bunten Abends:
- Einleitung von Makis, Nick und mir
- Poetry Slam (Clara, Phileas, Alanna, Nia, Kim)
- Hip-Hop-Gruppe (KüA mit Yule und Luise)
- Zaubertrick (Jonas aus 4.1)
- ominöse Teamsitzung (4.2)
- Jazzdance (Luana, Andrea, Hannah)
- Kursnachrichten (4.3)
- This is the life (Sandra, Laura, Lilith, Hannah)
- Powerpoint (4.4)
- Weitwinkel-Fotografie (Emma, Carlotta, Lina)
- Sketch (Julian, Lucas)
- Eye of the tiger (Band mit Andreas (Ulrich, Jasper, Henrik, Dennis, Alexa, Clara, Jule, Jonas L., Yamina))
- Abschluss der AKL
Nach dem bunten Abend haben meine Co-Chayas, Nick und ich aufgeräumt in der Schule und dann sind wir zur Jugendbildungsanstalt rüber gesprintet, um die letzten Party-Sachen zu machen. Hat auch alles mehr oder weniger so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.
Ganz ehrlich, diese Party war von uns hammermäßig geplant. Wir hatten ein Motto (Zeitlos - Wir gehen, die Erinnerungen bleiben), wir hatten einen Dresscode (Black and white), wir haben den Räumen Namen passend zum Motto gegeben (Partykeller -> Unendlichkeit ; Hümmlingkeller -> Zeitkapsel ; Ruheraum -> Auszeit ; Tischtennisraum -> Gemeinschaftszeit) und wir hatten Snacks, gute Musik und Getränke. Leider leider waren aber alle damit beschäftigt noch Briefe zu schreiben, sodass es maximal lange gebraucht hat, bis mehrere Leute tatsächlich im Keller waren.
Was hat es mit den Briefen auf sich?
Die Briefe sind Tradition auf den Schülerakademien. Es werden Umschläge an die Wände gehangen - für jede Person einen. Dann können die anderen Teilnehmenden und die Kursleiter kleine Briefe, Abschiedsworte oder was auch immer aufschreiben. Man selber darf den Umschlag erst später öffnen, wenn man von der Akademie weg ist. Super süße Idee. Einziger Haken ist, dass alle erst zwei Abende vorher mit dem Schreiben beginnen und dann aber auf einmal 96 Briefe schreiben wollen. Das nimmt entsprechend viel Zeit in Anspruch, sodass jeder am letzten Abend irgendwo saß und seine 96 Briefe geschrieben hat. Klar, zwischendurch haben wir trotzdem gefeiert, aber wir waren eben auch mit den Briefen beschäftigt.
Die Nacht haben wir durchgemacht. Nicht alle; Manche sind schon um 2 Uhr schlafen gegangen, andere dann doch noch um 5 Uhr. Aber viele haben mitgemacht. Wir haben uns dann gemeinsam zum 2. mal den Sonnenaufgang hinter dem Schulgeböude angeschaut. Phileas hat dabei Musik gemacht, irgendwann hab ich die übernommen, weil er mit Absicht traurige Lieder angemacht hat. Jeder hat geheult wie die Niagara-Fälle. Es war ein sehr emotionaler Moment. Grob würde ich schätzen, dass wir schon um die 25 Leute waren. Mir war ziemlich kalt nach einiger Zeit, aber da sich alle umarmt haben, war das auch nur temporär. Ich glaube, dass Momente wie solche auf der DSA die Leute noch enger zusammengeschweißt haben. Es wurde nicht viel geredet. Alle haben geweint, sich umarmt und die aufgehende Sonne bestaunt - das war genug. Mehr haben wir nicht gebraucht und mehr haben wir auch nicht verlangt. Das Zusammensein, das Miteinander war für uns alle wertvoll genug und wir waren froh und traurig zugleich, dass wir dieses unglaubliche Gefühl ein letztes Mal in vollsten Zügen auskosten wollten.
Es ist so schwierig zu beschreiben, wie sich die Atmosphäre auf der DSA anfühlt, aber alle, die dabei waren, wissen genau, was gemeint ist. Das ist ein weiterer Punkt, der uns näher zusammenbringt. Wir können anderen nicht erklären, wie wir uns fühlen, aber die DSA-TN wissen, was wir meinen. Sehr emotional.
Der Sonnenaufgang hat für uns aber auch eine metaphorische Bedeutung gehabt. Schon in der Romantik haben Sonnenaufgänge den Beginn von etwas Neuem symbolisiert und ich glaube, dass das hier auch für uns so war. Die Sonne geht auf, die Nacht ist vorbei - und damit auch die Zeit auf der DSA. Wir entwickeln uns weiter, unser Leben geht weiter und wir nehmen die Erfahrungen und Eindrücke der DSA mit in unser weiteres Leben. Die Nacht bleibt in Erinnerung, der Tag ist die Realität. Gegen diesen Zyklus der Zeit kann man nichts machen, wir müssen das akzeptieren und damit leben. Wir können probieren, unsere ganze Lebensenergie gegen die Zeit zu richten und Momente einfangen und posten und probieren, mit social media die Zeit stehen zu lassen - oder wir leben mit der Zeit und gehen mit ihr auf einer Wellenlänge (Leben im Moment und sowas).
Was ein Problem für die Art und Weise, wie ich probiere das alles zu dokumentieren, ist, dass ich überlegen muss, wo ich meine Tagesgrenze setze. Das alles mit dem Sonnenaufgang und sowas gehört selbstverständlich nicht mehr zum 21.07., aber nach meinem Gefühl hat der Freitag eben nie aufgehört. Normalerweise würde ich sagen, dass ich einfach sage, der Tag ging so lange, wie ich wach war. Da das Schlafen auf der DSA aber weder zu meinen Kompetenzen noch zu meinen Prioritäten gehört hat, ist das schwierig. Vor allem hier am letzten Tag, weil ich ja die Nacht durchgemacht habe und erst wieder zuhause geschlafen habe.
Daher sage ich jetzt, dass mit dem Sonnenaufgang der 21. geendet hat und unser Abschiedstag gekommen ist.
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